Vor 10 Jahren wurde die Gegend um die Meerenge von Gibraltar offiziell zum Naturpark ("Parque Natural del Estrecho") erklärt.Aus diesem Anlass veranstaltete der Verein "Garum" aus Tarifa (der sich für den Erhalt des Natur- und Kulturerbes der Region engangiert) unter anderem eine Besichtigung des
"Silla del Papa" in der Sierra de la Plata, wo man 2007 Reste einer phönizischen Stadt entdeckt hat und wo man traditionell bis zum Bürgerkrieg die
"Romeria de la Sangre" gefeiert hat.
Wir haben an dieser sehr schönen und informativen Veranstaltung teil genommen.Treffpunkt war das Cortijo de la Gloria, nahe Bolonia. Bei der Begrüßung wurde jedem Teilnehmer eine Tüte mit Informationsmaterial überreicht - ein Buch über alle wildwachsenden Pflanzen der Region "
Guia Botanica del Parque Natural del Estrecho" , herausgegeben von Jesus Sanchez Hernandez, der an diesem Tag dabei auch mit von der Partie war, ein Notizblock und Pläne von allen Wanderrouten der Umgebung. Um ca. 10 Uhr begann der Aufstieg auf die höchste Spitze der Sierra de la Plata (457 m), ein sehr schöner Weg, allerdings manchmal sehr steil. Bei kurzen Verschnaufpausen im Schatten der Korkeichen hatte man immer einen herrlichen Blick auf den Atlantik und die Gebirgsketten von Marokko.
Oben angekommen, wurde man durch einen sehr schönen Weitblick in alle Richtungen belohnt. Leider hat die spanische Telefongesellschaft genau an der Fundstelle Telefonmaste aufgestellt, sehr zum Ärgernis der Wissenschaftler.
Der engagierte Archäologe Ivan Garcia, der auch in Baelo Claudia tätig ist, hat sehr spannend über diesen Ort erzählt. Man vermutet, dass diese Ansiedlung ca. im 4 Jh vor Christus von Phöniziern gegründet wurde und dann später, nach den punischen Kriegen, als
Baelo Claudia errichtet wurde , verlassen wurde. Man kann sehr gut erkennen wie die Anlage war , die natürlichen und schützenden Steinformationen waren sehr nützlich und in diese wurden 2-3 Stock hohe Häuser integriert, man kann die in Stein gehauenen Löcher für die Holzbalken erkennen, es gibt erhaltene Treppen und man sieht die Ausmaße der Räume. 2014 werden die Ausgrabungen beginnen. Wer sich dafür interessiert kann die Studie
hier herunterladen.
Warum der Ort "Silla del Papa" weiss niemand so richtig, vielleicht weil auf der höchsten Spitze ein Stein in Form eines Sessels zu finden ist - von da aus hat man einen Rundumblick - im Süden bis Tanger, weiter westlich Zahara de los Atunes, Barbate, der Leuchturm von Trafalgar, Vejer, Medina Sidonia, Benalup, die Sierra de Cadiz, Tarifa ...
Nach der Besichtigung wurde nun im Schatten der Korkeichenbäume die "Romeria" gefeiert. Eingeladen waren auch ältere Einheimische, die diese Tradtion noch "live" miterlebt haben. Am Karfreitag, wenn die "Städter" an den Prozessionen teilnahmen, haben die Bauern ihr eigenes Fest oben auf diesem Berg gefeiert. Ein Anlass war auch das Sammeln einer bestimmte Heilpflanze - der
"Hierba de la Sangre" (lat. lithodora prostrata) die um die Osterzeit immer blüht. Die Bewohner dieser Gegend schworen auf ihre Heilwirkung - sie sollte wundheilend, blutdrucksenkend, gegen Allergien etc. sein. Natürlich durfte auch an diesem Tag das Essen und Trinken nicht fehlen. Da Ostern war, wurden auch Saetas gesungen . "der Städter auf die Prozession und der Landmensch zur Romeria" so hieß es früher.
Auch an diesem improvisierten Romeria-Tag fehlte es an nichts - es gab ein große Paella für alle, Käse, Salzgebäck, Bier und Erfrischungsgetränke. Im Schatten der Bäume wurde gepicknickt - die Kühe, die normalereise dort weiden waren sehr erstaunt über die Menschen und suchten sich dann andere Weideplätze aus. Von einigen Teilnehmern wurde der Wunsch geäußert diese schöne Tradition an diesem geschichtsträchtigen Platz wieder zu beleben - ein sehr gute Idee.