Dienstag, 19. Mai 2015

Die «Saca de las Yeguas» in El Rocío

Seit über 500 Jahren findet das traditionelle Stutentreiben am 26. Juni statt


Auch in diesem Jahr treffen sich die Pferdezüchter aus dem Gebiet um Almonte in der Provinz Huelva, um ihre Stuten und Fohlen im Wallfahrtsort El Rocío zusammen zu treiben. Von hier aus geht es weiter nach Almonte zum Viehmarkt. Die Fohlen des vergangenen Jahres werden gezählt, markiert, untersucht und, falls nötig, medizinisch behandelt. Viele stehen zum Verkauf und finden neue Besitzer, die restlichen aber werden nach wenigen Tagen wieder in die Freiheit entlassen. Die „saca de las yeguas“ wird schon seit Hunderten von Jahren im Marschland der Doñana veranstaltet.

Ein paar mal war ich bereits dabei und einmal auch mit Petra, die diese wunderbaren Fotos gemacht hat.



Früh am Morgen werden die Stuten zusammen getrieben...

Hier mein Bericht:


Gegen 11 Uhr am Vormittag beleben sich die Sandpisten von El Rocío, einem Dorf das zu den bekanntesten Wallfahrtsorten Spaniens gehört und an den meisten Tagen des Jahres im Tiefschlaf liegt. Während sich Polizisten an den wenigen Straßenkreuzungen postieren, fahren immer mehr Autos ein, auf der Suche nach einem Parkplatz. Inzwischen haben sich die Besucher an der Promenade gegenüber der Wallfahrtskirche „Blanca Paloma“ versammelt, von wo aus sie eine erhöhte Sicht  auf das angrenzende Marschland haben und dem Einfangen der Pferde ganz nahe sind.

...ganz dicht an den Zusachauern vorbei

Tatsächlich sitzt man hier in aller erster Reihe. Rufe werden laut, wenn jemand ein Glitzern in der Ferne sieht. Läuft da ein Pferd? Platscht es durchs Wasser oder war es nur ein Sonnenstrahl? Es geht wie ein Lauffeuer durch die Reihen, wenn es sich bei dem Schimmer tatsächlich um glänzend nasse Pferderücken handelt. Man stößt sich gegenseitig in die Rippen, macht seinen Nachbarn auf die Tiere aufmerksam und wartet gespannt auf die Ankunft der Herde. Die Reiter treiben die Stuten und ihre Fohlen durch das Wasser, über üppiges Sumpfgras und vorbei an Wasservögeln, die sich von dem allgemeinen Aufruhr nicht aus der Ruhe bringen lassen.


Eine Herde nähert sich, etwa 20 Tiere, sie laufen auf die Promenadenmauer zu und werden dort in die Enge getrieben. Die Pferde können nicht vor und nicht zurück, es bleibt ihnen nur der Weg an der Mauer vorbei, ganz dicht bei den Menschen. Jede Gelegenheit nutzen sie, um einen Ausbruch zurück ins Marschland zu probieren, doch die Reiter, die Vaqueros, passen auf. Herde für Herde wird aus den sumpfigen Weiden heraus getrieben und am Rande des Dorfes versammelt. 

Kurz vor 12 Uhr Mittags gibt es hier nichts mehr zu sehen. Doch eine kleine Wendung genügt und schon geht das Spektakel in die zweite Runde: Die Zuschauer suchen nach sicheren Plätzen.

 Ursprünglich diente das Zusammentreiben der Pferde nicht nur zur Zählung und Markierung der Jungtiere sondern half den Bauern, die Getreidehalme zu dreschen und Stroh zu gewinnen. Im Jahr 1504 genehmigte der Duque von Medina Sidonia den Pferdezüchtern der Doñana die „saca de las yeguas“, die wie in jedem Jahr, am Tag des San Pedro stattfinden wird. Heute hat das Stutentreiben jedoch vor allem den Status eines Events. Von der Landwirtschaft allein können die Menschen der Region nicht mehr leben, vor allem seit es hier vor allem Erdbeeren-Monokulturen gibt. Die Einwohner sind froh für jede zusätzliche Einnahme. Das Stutentreiben lockt  inzwischen Zuschauer aus aller Welt in die Straßen von El Rocío.

Pferde und Menschen vor der Wallfahrtskirche
Kurz nach 12 Uhr mittags kommen die ersten Herden nach El Rocío. Eine Staubwolke kündigt die Pferde an. Vom Ende der Straße nähern sie sich in Richtung Wallfahrtskirche. Wie viele Tiere da auf mich zu galoppieren, ist schwer zu sagen. Rund 1400 Stuten und Fohlen sollen es dieses Jahr sein, die in vier Gruppen in den Ort getrieben werden. Das macht etwa 350 Pferde und zusätzlich 50 Reiter pro Herde. - Ein unglaublicher Anblick!

Stuten und Fohlen

Die Stuten schnauben, Fohlen wiehern und die Vaqueros, die "Cowboys", pfeifen und rufen. Mitten drin die Zuschauer. Etliche haben sich auf den Stufen der Kirche versammelt und sehen sich das Schauspiel von oben an. Die meisten aber stehen am Straßenrand und bilden eine menschliche Barriere für die wilden Pferde. Diese rennen die Straße entlang, werden erst ganz kurz vor den Zuschauern langsamer und biegen im letzten Moment ab. In der Mitte der Straße steht ein Podest mit Kameras, drum herum ungeschützt die Menschen. Da die Reiter den Zugang zur nächsten Straße versperren, bleibt den Pferden keine Wahl als im Kreis zu laufen. Immer rund herum um das Podest und die Zuschauer.


Vom Ende der Straße kommen immer mehr Tiere. Vor der Kirche läuft die Herde nun Schritt, weiter rund herum. Es ist ein Gedränge aus braunen, weißen und schwarzen Pferdeleibern, umgeben von Menschen, die sich eine solche Nähe zu wild lebenden Tieren wohl nicht haben träumen lassen. Hier und da bricht die Herde aus, kommt dem Publikum bedenklich nahe und wird von beherzten Zuschauern durch Rufe und Knuffe abgedrängt. Nichts passiert. Alles geht gut. Zum Glück, denn nach einem Krankenwagen halte ich vergeblich Ausschau...
Dann ist der Spuk so plötzlich vorbei wie er begonnen hat. Die Herde zieht weiter, die nächste Straße hinauf. Hat man das gerade wirklich erlebt? War das Realität? Die Aufregung rings um ist groß. Die Menschen atmen tief durch, haben sie doch das Gefühl, gerade aus ihrem Traum erwacht zu sein. Doch lange kann man darüber gar nicht nachdenken, denn am Ende der Straße hat sich bereits die nächste Staubwolke gebildet. Schnell noch einen anderen Standplatz gesucht, vielleicht doch ein wenig geschützter, und schon geht es weiter. Wieder eine Herde, wieder 400 Pferde und wieder kann ich es kaum glauben...



Gegen 19 Uhr am Abend geht es für die Herden weiter Richtung Almonte, wo sie im Laufe der Nacht ankommen. Von der Wallfahrtskirche aus waren die Tiere zu Koppeln am Ortsrand gelaufen, wo sie sich ausruhen konnten, getränkt und gefüttert wurden.
Am nächsten Tag werden sie in Almonte sortiert und untersucht. 95 Prozent der Pferde sollen in sehr gutem gesundheitlichem Zustand sein, gefördert durch das Klima im Marschland der Doñana.
Am dritten Tag steht der Verkauf der Fohlen an und danach das Markieren. Schließlich treiben die Züchter ihre Pferde zurück in den Nationalpark Doñana, wo sie für ein weiteres Jahr in Ruhe und Freiheit leben werden.

In diesem Jahr fällt der 26. Juni auf einen Freitag. Falls ihr ein wirklich interessantes und atemberaubendes Schauspiel sehen möchtet, macht euch auf den Weg nach El Rocio. Die Fahrzeit ab Vejer de la Frontera beträgt etwa zwei Stunden. Spätestens um 10.30 Uhr sollte man in El Rocío sein, später steht ihr garantiert im Stau und es gibt auch keine Parkplätze mehr.

Text:   Andrea Hoffmann

Dienstag, 12. Mai 2015

Patios in Vejer de la Frontera

Noch bis zum 17. Mai kann an in Vejer die schönen Patios der Altstadt besichtigen.
Begleitend gibt es verschiedene Darbietungen wie Tanz, Ausstellungen (Malereri und Fotorafie), sowie eine kulinarische Verkostung (Gazpacho)

Sonntag, 10. Mai 2015

Feria del Caballo in Jerez

Heute , am 10. Mai war die feierliche Eröffnung des schönsten Volksfestes in Andalusien - die Feria del Caballo in Jerez de la Frontera, die wieder ganz im Zeichen des Pferdes steht.  Lassen Sie sich dieses Fest nicht entgehen, denn das ist andalusische Lebensfreude pur:  Flamenco, Tanz, Sherry, kulinarische Spezialitäten der Region, und natürlich Pferde, Pferde....Die Feria dauert bis zum 17.Mai, 22 Uhr.

Infos, Programm und Hintergrundinfos finden Sie hier:
http://www.jerez.es/especiales/feria/



Freitag, 8. Mai 2015

Flohmarkt in Vejer am 10.Mai wird verschoben

Rastro Vejer wird verschoben!

Vejer de la Frontera. Es wäre wirklich eine Freude, bei diesem wunderbaren Frühlingswetter einen Bummel über den Rastro in Vejer zu machen. - Doch leider sind für diesen Sonntag, 10. Mai 2015, starke Winde voraus gesagt, die heute nachmittag sogar zu einer Sturmwarnung führten. Darauf mussten wir natürlich reagieren, denn Sicherheit geht vor. Auch beim Rastro.
Aber natürlich ist der Markt nicht aufgehoben sondern nur verschoben. Er wird am kommenden Sonntag, 17. Mai 2015 von 10.00 - 15.00 stattfinden, wie immer in der Calle Juan Relinque. Und wenn man den Voraussagen ein klein wenig glauben mag, wird das ein wunderschöner Tag mit lauem Lüftchen und somit perfekt für einen Flohmarkt.

Wir sehen uns in Vejer!
¡Nos vemos en Vejer!                            Andrea Hoffmann

Ruta del Atún in Conil

Morgen, zum Auftakt der Ruta del Atún de Almadraba  findet wieder die beliebte Verkostung von Thunfischtapas statt. das Event beginnt wie immer mit der Zerlegung eines Thunfisches auf dem Gelände der La Chanca um 12:30 Uhr.  32 Restaurants präsentieren danach ihre Thunfischkreationen zum Preis von 2 Euro - die Getränke kosten 1 Euro (man muss sich vorher Tapa- und Getränkebons kaufen).

Donnerstag, 7. Mai 2015

Buch-Tipp für Andalusienfans

GERALD  BRENAN
SÜDLICH VON GRANADA
(London 1957, deutsche Ausgabe, Kassel 1990)
Reihe Andalusien / Verlag Jenior & Pressler

Der eine oder andere wird vielleicht dieses Buch schon kennen. Dennoch möchten wir es hier nochmals vorstellen,  auch wenn es nicht direkt etwas mit der  Costa de la Luz/ Provinz Cádiz zu tun hat. Wir empfehlen es jedem, der vor hat nach Andalusien zu reisen oder sich bereits in den Süden Spaniens verliebt hat. 

Gerald Brenan  (1894 - 1987) lebte von 1919 - 1936 abgeschieden in dem andalusischen Bergdorf Yegen, südlich von Granada. Bei Beginn des Bürgerkriegs verließ er Spanien, kehrte aber 1953 mit seiner Ehefrau zurück und sie ließen sich in dem Dorf Churriana nieder. Nach dem Tod seiner Frau zog er nach Alhaurin el Grande (bei Malaga), wo er 1987 starb.

Auch wenn Brenan "sein " Dorf , deren Bewohner, Glaube, Aberglaube und Lebensgewohnheiten  von Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts beschreibt, sind seine Wahrnehmungen doch gewissermaßen zeitlos. Sicherlich hat sich Andalusien, vor allem in den letzten 20 Jahren extrem verändert, aber dem Leser wird vieles bekannt und vertraut vorkommen.


"Man wird mich sicherlich fragen, warum ich mir gerade einen so einsamen Flecken als Heimat ausgesucht habe. Die einfachste Erklärung wäre meine Auflehnung gegen die Lebensformen der englischen Mittelklasse....
Ich habe nur meine Erinnerung an das aufgeschrieben , was ich gesehen habe, und ich bin sicher, dass niemand Spanien als ein musterhaftes Land wie Schweden oder die Schweiz empfinden wird, das im Rhythmus seiner Maschinen lebt. Er findet im Gegenteil ein Land, das bisher darauf bestanden hat, sich ein gewisses Maß an Anarchie und Aufsässigkeit zu bewahren. Wie lange das erhalten bleibt, kann ich nicht sagen,.... Es ist ein Land, das den Sinn für Poesie ebenso nährt wie den Sinn für die Wirklichkeit, beide nicht vereinbar mit einem bloßen Zweckdenken..." (Auszüge aus dem Vorwort)

Montag, 4. Mai 2015

Thunfisch - Almadraba - Sushi

 

 Roter Thunfisch, Gold aus dem Atlantik


Die meisten von uns mögen Sushi und daher wissen wir ja auch, wie teuer der Rote Tunfisch ist. Das liegt zum einen daran, dass er nur für einige wenige Wochen gejagt werden darf, nämlich im April/Mai, und zum anderen ist er längst vom Aussterben bedroht und dementsprechend rar. Der Tunfisch findet sich sogar in Ortsnamen, wie "Zahara de los Atúnes".
Gerade hier, an der Straße von Gibraltar, wird der Rote Tunfisch von jeher gefangen. Die erwachsenen Tiere schwimmen nämlich zur Eiablage ins Mittelmeer und verlassen dieses dann direkt danach wieder. Die jungen Fische schwimmen später ebenfalls in den Atlantik hinaus und kommen eines Tages zum Laichen zurück ins Mittelmeer. Nur einmal pro Jahr.
Foto: Rita Hassemeier
 Dass es während dieser Zeit vor Rotem Tunfisch nur so wimmelt, kann man sich vorstellen und dass die ansässigen Fischer dann Hochsaison haben, erklärt sich ebenfalls von selbst. Traditionell wird der Rote Tunfisch mit der so genannten "Almadraba" - Methode erlegt, das ist zwar recht blutig aber schont die Ressourcen: Die kleinen Fischerboote tun sich zusammen und kreisen eine Gruppe Tunfisch mit ihren Netzen ein. Sie ziehen immer engere Kreise, bis es kein Entrinnen für die Tiere mehr gibt. Nun suchen sie sich die größten Fische und erschlagen sie mit Knüppeln. - Das tun sie selbstverständlich NACHDEM die Schwärme abgelaicht haben und sie suchen sich nur die erwachsenen Fische. Jeder Fischer hat eine bestimmte Fangquote, die er natürlich nicht überschreiten darf und man kann sich vorstellen, dass der Fang, sofern nicht sämtlich frisch verkauft, irgendwie haltbar gemacht werden muss. Aus dieser "Not" entwickelte sich eine Tugend, das Räuchern des Roten Tunfisches. Diese Spezialität gibt es nur hier in der Region und sie ist genau so teuer (oder teurer) wie der frische Rote Tunfisch. Wenn ihr also mal auf einer Speisekarte "Atún de Almadraba ahumado" seht, wisst ihr was es da ggf. auf den Teller gibt. Probiert es mal, es ist köstlich.

Foto: Rita Hassemeier
Natürlich ist die spanische Fangmethode irgendwie abartig aber sie hat dem Bestand des Roten Tunfisches nicht geschadet und es gibt keinen Beifang, wie beispielsweise Delphine.
Das ist anders, seit sich die asiatischen Fabrikschiffe in der Straße von Gibraltar und dem Mittelmeer tummeln. Sie fangen nicht nur NACHDEM der Rote Tunfisch aus dem Mittelmeer kommt sondern sie fangen ALLES! Angeblich sogar bevorzugt Tiere vor dem ablaichen, weil diese schmackhafter sein sollen.
Die Großkonzerne kennen keine Gnade. Während ein Roter Tunfisch früher ein Gewicht von bis zu 400 kg auf die Waage brachte, gilt in Japan ein Tier von 180 kg heute als unglaublich groß. Es werden Preise von mehreren tausend Euro gezahlt, PRO KILO!
Nachdem die eigenen Fanggründe für alle Zeiten ausgerottet waren, begannen die asiatischen Megakonzerne also damit, das Mittelmeer illegal leer zu fischen. Dagegen schritt die EU ab 2010 ein, denn 3/4 des Bestandes und vor allem die erwachsenen Tiere waren zu diesem Zeitpunkt bereits verloren. Was taten die schlauen spanischen Fischer? Sie verkauften ihre Fangquoten an die Japaner (und Chinesen) und machten fortan die Drecksarbeit für die Fabrikschiffe. Denn vor dem Einfrieren wird der Fisch nun mal getötet....
Inzwischen sehen die Fischer aus der Gegend ihren Fehler ein, denn dass das Treiben der Megafabrikschiffe ihnen die Existenzgrundlage entzieht, ist wohl auch dem letzten klar geworden.
Jedes Jahr steigt der Preis des Roten Tunfisches für Sushi - ein Blauflossentunfisch wurde jüngst sogar für 1,3 Mio. Euro verkauft. An ein Sushi Restaurant.
Soll ich nun einen Aufruf starten? Wer den absolut köstlichen Roten Tunfisch essen möchte, tue das bitte hier vor Ort.

Schaut mal hier:http://www.spiegel.de/…/fischerei-folgen-wie-sushi-haendler…

 Text : Andrea Hoffmann 



 
Am 8. Mai beginnt in Conil beginnt die "Ruta de Atun". Bis zum 8. Juni kann man in vielen Restaurants Variationen des roten Thunfisches probieren