Die Nachricht von der Schließung des Generalkonsulats in Sevilla ging am 23. April an die Medien vor Ort in Andalusien. Nur einen Tag vorher wurden die betroffenen Beamten und Angestellten von einem Erlass des Auswärtigen Amtes in Berlin in Kenntnis gesetzt. Der Publikumsverkehr wird bereits zum 30. April eingestellt, das heißt, danach werden keine Anträge mehr angenommen, keine Betreuungen und dergleichen Service mehr ausgeführt, der endgültige Auszug ist dann zum 31. Juli 2010.
Weltweit sind 30 bis 40 Auslandsvertretungen betroffen
Fiskalische Zwänge und Einsparmaßnahmen werden in der offiziellen Mitteilung des Generalkonsuls Dr. Berthold Johannes angegeben. Nach dem Haushaltsplan soll das Auswärtige Amt in diesem Jahr etwa sieben Prozent seines Etats einsparen. Laut einem Sprecher des Auswärtigen Amtes sind „30 bis 40 Auslandsvertretungen betroffen, auch in Italien und Frankreich wurde eingespart.“
Die Entscheidung des Außenministeriums bedeutet für das Generalkonsulat in Sevilla, der Landeshauptstadt der Autonomen Region Andalusien, dass es nicht etwa wie früher schon einmal, von Sevilla nach Málaga verlegt, sondern ganz aufgelöst wird. Man hält eine solche Vertretung in Andalusien, einem der großen und beliebtesten Urlaubsgebiete deutscher Touristen, nicht mehr für nötig. Die Arbeit von Sevilla, was den Service für Deutsche im Land angeht, wird das Konsulat in Málaga übernehmen, politisch und kulturell soll die Botschaft in Madrid die Beziehungen zur andalusischen Landesregierung übernehmen.
Harte Kritik an der Schließung des Generalkonsulats in Andalusien
Die ersatzlose Streichung des Generalkonsuls wirkt auf die stolzen Andalusier wie ein Affront. So äußerte die Leiterin der Academia Andaluza an der Costa de la Luz, Isabel Tomé Jiménez: „Sevilla, die andalusische Landeshauptstadt, ohne deutsches Generalkonsulat ist eine Frechheit, das sind für mich fast afrikanische Verhältnisse.“ Der Direktor des International House und Sprachenzentrums in Sevilla, Bernhard Roters, kommentiert: „Sevilla sollte eine permanente offizielle deutsche Vertretung haben. Immer mehr Deutsche kommen im Rahmen von Erasmus, Comenius und Leonardoprogrammen zu Studienzwecken nach Sevilla. Die Zahl der in Sevilla und Umkreis ansässigen Deutschen nimmt ständig zu, bedingt durch Airbus und deutsche Investitionen besonders im Bereich der erneuerbaren Energiequellen.“
Für die völlig überraschten Bürger, auch von der Kurzfristigkeit der Schließung, die in den Provinzen Cadiz, Sevilla und Huelva wohnen, mag stellvertretend Harro Klein stehen, der seit zehn Jahren in Sevilla wohnt: „Das wertet doch Andalusien ab! Hier wurde doch viel für den kulturellen Austausch organisiert. Soll das jetzt alles Madrid machen?“
Auch der Konsul in Málaga, Georg Hagl, bedauert die Entscheidung, nicht nur aufgrund der auf seine Stelle zukommenden Mehrarbeit. „Persönlich finde ich es schade. Wir hatten eine gute Struktur gefunden: Málaga mit den konsularischen und Sevilla mit den politischen Aufgaben.“
Mitarbeiter-Probleme und die Suche nach einem Honorarkonsul
Die Mitarbeiter des Generalkonsulats in Sevilla wussten zwar, dass solche Erlasse in der Pipeline waren, dass eingespart werden muss und dass es dann nach Statistiken geht wie Geschäftsanfalldaten, Besucher-Statistiken et cetera. Aber dann wurden auch sie von der schnellen Schließung nahezu überrumpelt. Der Generalkonsul Dr. Johannes wird einen guten neuen Posten in Osteuropa antreten, eine Beamtin geht zurück in die Zentrale nach Berlin, ein Mitarbeiter wird das Konsulat in Málaga verstärken. Für den Angestellten am Informations-schalter und für den spanischen Fahrer, der seit Einrichtung des Generalkonsulats in Sevilla, also seit 30 Jahren, für die deutsche Vertretung tätig ist, sucht man fieberhaft nach neuen Stellen.
In Sevilla wird es nun nur noch einen ehrenamtlichen Honorarkonsul geben. Bis dieser aber gefunden und allseits bestallt ist, wird es ein ganzes Jahr dauern, alles andere als ähnlich schnell wie die Schließung des Generalkonsulats.
(Artikel mit freundlicher Genehmigung von Dr. Gabriele Hefele)